Labyrinth der Mikrowelten

Wenn wir Erscheinungen durch Hören oder Sehen wahrnehmen, dann befinden sich die Quellen, die die Erscheinungen hervorrufen, in räumlicher Entfernung von unseren Sinnen. Wie wird diese Entfernung überbrückt? Gibt es in der Welt des scheinbar unendlich Kleinen, in einer Mikrowelt, Vorgänge, die diese Verbindung herstellen?

Zwei kaum miteinander zu vereinende Überlegungen führen zu alternativen Erklärungen für die Überbrückung des Raumes. Entweder die Quelle einer Erscheinung sendet etwas aus, das den Raum überwindet und an dem entfernten Ort die Erscheinung hervorruft. Oder aber irgendein materielles Medium zwischen Quelle und Erscheinung wird von der Quelle lokal in einen veränderten Zustand versetzt, aus dem es nur dadurch in den Ausgangszustand zurückkehren kann, dass es den veränderten Zustand an das benachbarte Medium weitergibt. Die Zustandsveränderung pflanzt sich so in dem Medium fort und breitet sich aus, ohne dass sich das Medium selbst von der Quelle zum Ort der Erscheinung bewegen muss.

In der Neuzeit begründen diese alternativen Vorstellungen eigene theoretische Traditionen. Die erste Vorstellung ist eng mit dem Atomismus verbunden. Die Materie besteht aus kleinsten Teilchen im ansonsten leeren Raum. Ein strahlender Körper sendet Teilchen aus, die durch den leeren Raum fliegen und als „Teilchenstrahlung“ an einem entfernten Ort die wahrgenommene Erscheinung hervorrufen. Die zweite Vorstellung führt auf das Modell einer Welle, die sich ähnlich einer Wasserwelle in einem Medium ausbreitet. Der überbrückte Raum kann daher nicht völlig leer sein.

[ Sitemap ] [ info ] This website was created by the MPI for the History of Science.